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Dirndl Geschichte im tim: Von Haute Couture bis politischem Statement

Unter dem Motto „Dirndl – Tradition goes Fashion“ verwandelt das tim in Augsburg rund 1.000 Quadratmeter in eine modische Zeitreise. Die Dirndl Geschichte reicht dabei vom 19. Jahrhundert bis zu den Laufstegen von heute. Zu sehen: opulente Einzelstücke, mutige Re-Designs und jede Menge Storytelling in Stoff. Museumsdirektor Dr. Karl Borromäus Murr bringt es auf den Punkt:
„Das Dirndl ist längst mehr als Tracht – es ist ein kulturelles Statement und ein internationales Designphänomen.“

tim inszeniert die Erfolgsgeschichte eines bayerischen Klassikers

Blick in die Ausstellung „Dirndl – Tradition goes Fashion“ im timFotos: Bernhard Rampf Dirndl Gesichte pur
Blick in die Ausstellung ‚Dirndl – Tradition goes Fashion‘ im tim Fotos: Bernhard Rampf

Die Ausstellung vereint historische Originale mit avantgardistischen Entwürfen junger Designer:innen und zeigt, wie sich die einstige Arbeitskleidung zur internationalen Stilikone entwickelte. Thematisiert werden dabei nicht nur die modischen Veränderungen, sondern auch gesellschaftliche und politische Kontexte – von der volkstümlichen Vereinnahmung bis zur Neuinterpretation auf internationalen Laufstegen.

Ein besonderes Highlight: Die Schau ist eine Kooperation mit der OÖ Landes-Kultur GmbH und greift auf ausgewählte Exponate einer Ausstellung zurück, die 2021 in Bad Ischl für Aufsehen sorgte. Für Augsburg wurde das Konzept jedoch weiterentwickelt – mit zusätzlichen Stücken und Geschichten rund um Bayern, seine Textilkunst und regionale Designtraditionen.

Unsere Highlights in der Dirndl Geschichte

Olympia-Dirndl 1972

Entworfen im Rahmen des Designkonzepts von Otl Aicher für die Olympischen Spiele in München, umgesetzt vom Hersteller Heller & Ponwenger. Unterstützt vom Pariser Couturier André Courrèges, wurden die Hostessen in Dirndln in hellem Blau ausgestattet – Symbol für Himmel, Jugend und die oberbayerische Landschaft.

Dirndl Geschichte - Links das Olympia-Dirndl, 1972. Rechts: Modell „Fleur Sauvage“, Design Emanuel Burger, 2024
Links das Olympia-Dirndl für alle Hostessen, 1972. Rechts: Modell „Fleur Sauvage“, Design Emanuel Burger, 2024. Fotocredit: Christoph Jorda

Der Rock des Dirndls besteht aus einem historischen Kaschmir-Schal; das Mieder hat der Designer handbestickt. Das Dirndl-Modell war auch auf der Mailänder Fashion-Week 2024 zu sehen.

Dirndl Geschichte Golddruck-Couture Dirndl der Fa. Gössl
Golddruck-Couture-Dirndl, Firma Gössl, Salzburg, 2024. Fotocredit: Christoph Jorda

Grete Gössl begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit Ausbesserungsarbeiten auf ihrer Nähmaschine und spezialisierte sich später auf die Herstellung von Trachtenblusen. Heute ist das 1947 gegründete Salzburger Unternehmen Gössl auf Trachtenmode spezialisiert. Zum 75-jährigen Firmenjubiläum präsentierte Gössl die Couture-Dirndl-Serie. Diese unverkäuflichen Unikate sind jeweils einem bestimmten Material oder einer textilen Handwerkstechnik gewidmet wie etwa Bauernleinen, Leder oder Modeldruck. Die exklusiven Modelle kommen in abgewandelter Form in die reguläre Kollektion.

Lufthansa Dirndl von 2014

Seit 1957 kleidet Lufthansa ihr Kabinenpersonal zur Wiesn in Dirndl – damals wie heute ein sympathisches Statement mit Stil. Das Modell von 2014, gefertigt von Krüger, kam am Münchner Flughafen zum Einsatz und verbindet bayerische Tradition mit internationalem Flair. Seit 2006 gehört das Trachten-Outfit wieder fest zur Oktoberfest-Saison an Bord.

Lufthansa-Dirndl für die Fluggastbetreuung am Münchner Flughafen, 2014, Firma Krüger
Lufthansa-Dirndl für die Fluggastbetreuung am Münchner Flughafen, 2014, Firma Krüger. Fotocredit: Christoph Jorda

Mini-Dirndl, vermutlich 1970er-Jahre, Volkskunsthaus Wallach

Stoffkunst mit Geschichte: Die Druckerei der Familie Wallach in Dachau war ab den 1920er Jahren Zentrum für kreative Dirndlstoffe – entworfen von Künstlern, produziert unter der Leitung von Max Wallach. Ihr Schicksal steht stellvertretend für ein Stück bayerisch-jüdische Kulturgeschichte.
Stoffkunst mit Geschichte: Die Druckerei der Familie Wallach in Dachau war ab den 1920er Jahren Zentrum für kreative Dirndlstoffe – entworfen von Künstlern, produziert unter der Leitung von Max Wallach. Ihr Schicksal steht stellvertretend für ein Stück bayerisch-jüdische Kulturgeschichte. Fotocredit: Christoph Jorda

Bei der im Jahr 1900 von Julius und Moritz Wallach gegründeten gleichnamigen Firma spielte spätestens seit den 1920er Jahren der Stoffdruck eine bedeutende Rolle. Bruder Max Wallach beaufsichtigte in der eigens eingerichteten Druckerei in Dachau persönlich die Produktion. Der Betrieb arbeitete mit verschiedenen Künstlern zusammen, die Stoffmuster für das Unternehmen entwarfen. Das Unternehmen trug maßgeblich zur weltweiten Popularität des Dirndls bei. Im Zuge der „Arisierung“ beraubten die Nationalsozialisten die von ihnen als jüdisch diffamierte Familie Wallach 1938 um deren Besitz. Max Wallach und dessen Ehefrau Melitta wurden im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet. Den Brüdern Julius und Moritz gelang es, rechtzeitig in die USA zu emigrieren und so den weiteren Verfolgungen durch die Nationalsozialisten zu entgehen.

Moritz Wallach erreichte 1948 die Rückerstattung der Firma, die bis 1984 im Besitz der Familie blieb. Nach dem Verkauf im selben Jahr führte das Münchner Modeunternehmen Lodenfrey „Wallach“ bis 2004 weiter. Heute setzt sich der Verein „The Wallach Project“ dafür ein, das Erbe der Familie zu bewahren, ihre Geschichte zu erzählen und die Wallach-Muster neu aufleben zu lassen.

Ein modisches Jubiläum

Mit dieser Ausstellung feiert das tim zugleich sein 15-jähriges Bestehen – und blickt auf ein erfolgreiches Museumsjahr zurück: 2024 kamen fast 100.000 Besucher:innen ins Haus. Für Murr ein Zeichen dafür, wie sehr Kultur – und auch Modegeschichte – Menschen bewegt:

„Diese große Zustimmung macht uns stolz und ist zugleich ein Ansporn für die Zukunft.“

Im Zeichen von Tradition, Handwerk und Haute Couture.

🗓️ Ausstellung: „Dirndl – Tradition goes Fashion“
📍 Ort: Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim)
📅 Zeitraum: 4. April bis 19. Oktober 2025

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